Einblicke auf eine nicht alltägliche Baustelle mit Thomas Buchli, Projekt- und Bauleiter Gossweiler Ingenieure AG.

 

Im Quartier «Im Brand» in Dübendorf führt eine spezielle Druckleitung das gesamte Abwasser von Wangen-Brüttisellen, Dietlikon, Wallisellen und Teile von Dübendorf, unter dem Chriesbach hindurch. Dieser sogenannte Düker ist in die Jahre gekommen und muss ersetzt werden. Mehr über die spezielle Baustelle erfährt ihr im Interview mit Thomas Buchli, Projekt- und Bauleiter von Gossweiler Ingenieure AG.

(Publiziert am 21.07.2021)

Worum geht es bei diesem Projekt?

Das Abwasser von Wangen-Brüttisellen, Dietlikon, Wallisellen und teilweise von Dübendorf wird «Im Brand» bei Dübendorf mit einem Düker unter dem Chriesbach hindurchgeleitet. Beim Düker handelt es sich um eine Druckleitung, mit mindestens zwei Abflussrohren, mit der Flüssigkeit ohne Pumpen unter einem Hindernis hindurchgeleitet wird. Der bestehende Düker erfüllt die Anforderungen nicht mehr und muss ersetzt werden.

Was umfasst das Projekt?

Im Zulaufbereich des Dükers erneuern wir einen Kanal mit Durchmesser 700 und verlegen ihn in den Strassenbereich, um ihn zukünftig einfacher warten zu können. Wir haben in drei Monaten 180 Meter Rohr auf einer Pfahlfundation verbaut. Gleichzeitig kommt ein Pumpwerk zum Einsatz, um das Abwasser des bestehenden Kanals, welcher noch einzelne Liegenschaften sammelt, in den neuen Kanal zu pumpen. Von dort fliesst dann das Abwasser zum neuen Düker.

Was ist das Besondere am Projekt?

Je mehr Geräte und desto grösser die Gerätschaft, desto spannender das Projekt (lacht). Zu Spitzenzeiten hatten wir vier Bagger auf der Baustelle. Spass bei Seite, ein Dücker zu bauen, ist sehr selten. Wenn man nicht muss, baut man keinen Düker. Hier hatten wir aber keine andere Option als einen neuen Düker zu bauen, da wir es mit bestehenden Anschlüssen zu tun haben. Es ist ein komplexes und unterhaltsintensives Bauwerk. Es handelt sich um eine grosse Investition, für alle Arbeiten sprechen wir von einem Gesamtbudget von 1.4 bis 1.6 Millionen.

Was ist das Spezielle beim Bau dieses Dükers?

Einerseits besteht die Herausforderung darin, dass wir nicht im Trockenen bauen können, sondern den Chriesbach durchqueren müssen. Andererseits sind die Berechnungen anspruchsvoll. Zusätzlich haben wir es mit grossen Schwankungen im Abflussvolumen zu tun. Über eine kleine Leitung wird das Abwasser an einem trockenen Tag abgeleitet, an einem Regentag fliesst das Wasser zusätzlich über die grosse Leitung.

Gab es noch andere Herausforderungen?

Beim Bau des neuen Kanals, der zum Düker führt, sind wir nach 60 bis 70 Metern auf sandigen, wenig standfesten Untergrund gestossen. Dies ist beim Bau mit Spundwänden problematisch. Spundwände werden für die Abdichtung gegen Wasser und zur Baugrubensicherung mit einer speziellen Baumaschine – einem Anbauvibrator – in den Boden gerüttelt (vibriert). Sand und Wasser zusammen mit Vibrationen sind wie Pudding. Es besteht die Gefahr, dass der Kanal beim Rausziehen der Spundwände absinkt. Aus diesem Grund mussten wir den Kanal in diesem Bereich auf Pfähle stellen. Wir haben faktisch, auf 100 Metern Länge, den Kanal auf eine Brücke gestellt, um allfällige Setzungen zu verhindern.

Wo steckt ihr in der Bauphase?

Jetzt beginnt mit dem Bau des Dükers der nicht alltägliche Teil der Baustelle, die Bachquerung. Diese ist bautechnisch interessant, weil wir das Gewässer umleiten und die Berechnungen stimmen müssen.

Wie geht ihr vor?

Wir bauen den Düker in zwei Etappen. Zuerst leiten wir den Bach auf der einen Seite um, dann auf der anderen. Mit Spundwänden stützen wir den Graben ab und heben in aus. Wegen der steilen Böschung ist ein Menzi Muck im Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen speziellen Schreitbagger, der jedes Rad und jede Kralle einzeln ansteuerten kann. Ein Gerät, dass vom Maschinisten viel Können abverlangt.

Haben die Anwohner Einschränkungen während des Projektes?

Wir mussten einem Anwohner zwei Meter vom Vorgarten wegnehmen, damit wir mit den Gerätschaften durchkamen. Während dem Bau des Kanals mussten wir zudem für die Anwohner eine provisorische Zufahrt zu Ihren Häusern bauen. Unsere grosse Installationsfläche mit Containern, Materiallager und Parkplätzen steht teilweise auf dem Land eines Bauern mit Pferden. Diese waren von uns am Anfang nicht sehr angetan, mittlerweile lassen sie sich durch uns nicht mehr aus der Ruhe bringen.

 

Gossweiler-Team:

  • Tiefbau: Thomas Buchli (Dübendorf), Werner Zollinger (Dübendorf), Irajeepan Tharmalingam (Bülach), Pascal Vlasek (Dübendorf), Marcio Gomes (Bülach)
  • Wasser: Janina Brockerhoff (Dübendorf)
  • Vermessung: Simon Willimann (Dübendorf), Anna-Lena Seifert (Dübendorf)

Auftraggeberin: Die Gemeinden Dübendorf, Wallisellen, Wangen-Brüttisellen und Dietlikon

Zeitraum: Sommer 2019 bis September 2021